Durch das Bundes-ArbeitsTreffen Tauschsysteme (BATT) 2012, seine Vor- und Nachbereitung und die Vorarbeiten zum BATT 2013 bin ich auch wieder mit den organisatorischen Besonderheiten in Tauschsystemen konfrontiert worden.
:: Grundsätzliches vorweg
Eigentlich ist es nichts besonderes, nichts ungewöhnliches: in jeder Firma, jedem Verein oder Verband, in jeder kommunalen oder auch Bundeseinrichtung gibt es immer und überall etwas zu organisieren. Ob das der täglich wiederkehrende Arbeitsalltag ist, ob eine wöchentliche Jour fix ansteht, eine Tagung, eine Messe, ein Jubiläum, ein Konzert, ein Projekt - immer muss das ja irgendwie organisiert werden. Mal von einem Menschen allein, mal von kleinen, mal von großen Teams. Mal werden sie von Vorgesetzten einfach bestimmt, mal werden sie gewählt, mal werden sie auch "ausgeguckt". Meist finden sich Menschen, die gerne etwas vorbereiten, organisieren und planen. Meist haben sie auch ein Talent dafür. In der Regel entstehen so großartige Veranstaltungen. Als TeilnehmerIn nimmt man dann teil, genießt es in der Regel, weil alles gut funktioniert, weil man etwas lernen kann, interessante Menschen kennen lernt oder auch wunderbare ReferentInnen da sind.
:: Die Tauschsysteme
Auch die wollen irgendwie organisiert sein. In den stürmischen (Neu-)Gründerjahren 94-96 dachten sehr viele, da muss man nicht viel organisieren. Das regelt sich am besten von allein. Tauschsysteme wollten außerdem anders sein, also sollte es auch keine der üblichen, oft auch als typisch deutsch fast verachteten Institutionen wie Verein, Vorstand, oder gar Geschäftsführung, SprecherIn oder so, geben. Klare Strukturen oder Regeln wurden oft gar nicht erst geschaffen. Damit sollte vor allem Basisdemokratie befördert werden. Alle sollten alles verantworten, organisieren, "machen". Hirarchien oder gar Machtstrukturen sollten sich gar nicht erst etablieren.
:: Die OrganisatorInnen
Naturtalente, sie waren plötzlich alle da. Tauschsysteme waren anders, niedrigschwelliger Zugang, wer sich engagierte wurde gern und sofort auch mit umfangreichen Aufgaben betraut. Mit Elan und großer Kreativität gingen sie ans Werk. Örtliche Veranstaltungen, Markttage, Regional, Landes- und Bundestreffen, Pressearbeit, Marktzeitung und vieles mehr. Hier durften Mitte der Neunziger Jahre viele, die sonst ausgegrenzt waren, aktiv eine gesellschaftliche Bewegung mitgestalten. Es war einfach, und das war ja auch die Grundidee. Jede/r kann mitmachen. Arbeitslose, MigrantInnen, Menschen mit Behinderungen, sie alle konnten ihre Organisationstalente einbringen. Und die machten das für die Idee, für das Tauschsystem. Viele offenbarten oft schon nach wenigen Wochen erstaunliche Fähigkeiten. So kam es, wie es kommen musste. Viele dieser OrganisatorInnen wurden auf Grund ihrer Talente und Fähigkeiten von Unternehmen und Verbänden "entdeckt". Das war toll, denn fast alle waren vorher arbeitslos. Ihr Engagement brachte Ihnen einen bezahlten Job ein. Oft sogar gut bezahlt, aber gleichzeitig fehlte dann die Zeit, sich weiter im Tauschsystem zu engagieren. Und in der Zeit kamen sie...
:: Die Orga-Teams
In der Form und auch mit diesem Namen gibt es das wohl nur in Tauschsystemen. Allein der Name schon. Ich dachte des öfteren daran, ihn zum Unwort des Jahres vorzuschlagen. Aber was ist ein Orga-Team eigentlich? Teams, die etwas organisieren, die findet man natürlich überall. In Tauschsystemen sind sie aber was besonderes. Denn sie bestehen fast aussschließlich aus selbstberufenen Orga(nisations)-Spezialisten. Speziell zu erkennen allein schon daran, dass das Wort Organisation immer zu "Orga" verstümmelt wird. Eine merkwürdige Entwicklung, hier tummelte sich plötzlich alles, was sich zu Größerem berufen fühlte. Sich einbringen, ganz ohne große Regeln oder Wahlen, gleichberechtigt in einem Orga-Team. Herrlich, so einfach - und so ganz ohne echte Verantwortung. Dafür aber häufig mit viel Macht.
Bald schon tauchten sie auf, die ersten "Funksprüche": "Hallo Orga, hier Basis. Könnt ihr uns hören? Wir finden, dass ihr abgehoben wie in einem Raumschiff ohne Funkverbindung über unsere Köpfe weg entscheidet. Schaltet mal den Buschfunk ein und kommt zum Mitgliedertreff." So oder ähnlich geisterten vielerorts Kommentare, Nachrichten, Mails, ja sogar verzweifelte Hilferufe durch die Szene.
Was war geschehen - oder geschieht noch? Die Mitglieder solcher Teams sind nie gewählt worden. Sie waren immer sehr aktiv, böse Zungen sagten auch hyperaktiv. Sie wollten alles schnell und auf einmal, sie hatten keine Zeit für Diskussionen oder Abstimmungen. Sie fragten nicht lang, sie machten.
Machen kam hier aber leider viel zu oft von Macht. Diese berühmt-berüchtigten Orga's waren gefüllt mit Menschen, die in anderen Organisationen, in denen klare demokratische Regeln festgelegt waren, chancenlos. Aber im Tauschsystem war's einfach. Notfalls wurden in endlosen Diskussionen aus Regeln eben "Spielregeln". Und an Spielregeln hält man sich nur so lange, wie man Spaß dran hat und sie bestimmen kann. Kaum kommt der erste "Funkspruch", gingen einige beleidigt auf Tauschstation, andere warfen so hin, dass ein Schrebenhaufen übrig blieb, wieder andere brachen erst noch mal einen Riesenstreit vom Zaun, der manchmal sogar das Tauschsystem zerstörte.
Und wenn sie nicht gestorben sind... mit Erschrecken habe ich jetzt nach vier Jahren Pause festgestellt, dass diese beiden Typologien immer noch da sind. Leider auch immer noch zu viele Orga-Teams.
Samstag, 30. März 2013
Samstag, 9. März 2013
Tauschring-Typologien, Teil I: Von Aktiven und Aktivisten
:: Vorgeschichte
Vier Jahre lang hatte ich mich weitgehend von den überegionalen Aktitäten bei Tauschsystemen ferngehalten. Dann kam im Februar 2012 die Anfrage, ob ich bereit sei, wieder an der Vorbereitung und Durchführung eines Bundes-ArbeitsTreffen-Tauschsysteme mitzuarbeiten.
Ich war skeptisch und habe erst mal darüber nachgedacht. Doch die Rückmeldungen aus dem BATT Orga Team 2012 waren angenehm, inzwischen war ich auch wieder im örtlichen Tauschring im Vorstand. Zeit hatte ich auch dafür, also sagte ich zu.
Es folgten Monate mit sehr hohem persönlichem Einsatz bei allen Teammitgliedern mit teilweise sehr heftigen, kontroversen Diskussionen. Mal ging es um Inhalte, mal um Ideen und Visionen, mal auch um Organisatorisches. Aber das ist eigentlich normal, mir war das jedenfalls nicht neu. Denn inzwischen war es das fünfte bundesweite Tauschsystemtreffen, bei dessen Vorbereitung ich dabei war. Diese Diskussionen sind letztlich immer dem gemeinsamen Ziel der Organisation eines gut besuchten und erfolgreichen Treffens untergeordnet.
Dem entsprechend begann auch die BATT 2012 Vorbereitung irgendwann sehr viel Freude zu machen. Ganz besonders ab dem Zeitpunkt, als die Zahlen der angemeldeten TeilnehmerInnen kontinuierlich und rasch anstiegen. Das zeigte, dass wir offensichtlich doch auf dem richtigen Weg waren.
:: Tolles BATT 2012
Dann war es soweit. BATT 2012 in Büdingen (28.-30.09.12 plus BATT-Aktiv vom 01.-03.10.12) war da. Alles wie immer. Die OrganisatorInnen waren früh da, so wie auch die meisten HelferInnen. Einige wenige TeilnehmerInnen waren auch früh angekommen, danach "trudelten" alle anderen so nach und nach bis Freitag Abend ein. Anmelden, Zimmer und Betten beziehen, jede Menge Wiedersehensfreude und Austausch.
Gemeinsames Abendessen, anschließend ein Impulsvortrag aus Österreich, danach gemütlicher Abend. Der Samstag war der Hauptarbeitstag. Start mit einem angenehmen Einstieg, der unterhaltsam und ermunternd feine Regeln für die Kommunikation in größerer Runde vermittelt hat. Das fand ich super, nach meinem Empfinden hat die dabei erzeugte positive und konstruktive Grundhaltung bis Sonntag Mittag angehalten.
So weit ich das dann am Samstag Abend aus den Gesprächen entnehmen konnte, gab es viel Zustimmung zu den angebotenen Themen, viel Neues war gemeinsam entwickelt worden. Selbst am späten Abend wurden noch gemeinsame Aktivitäten hinsichtlich der allgemeinen Internetpräsenz der Tausch-Idee verabredet. Sonntag Vormittag dann das große Plenum, Ergebnisse und neue Ideen wurden präsentiert, manches auch zur Abstimmung gestellt. Außerdem wurden ein paar Arbeitsgruppen gebildet. Nicht alles nur im Abnick-Modus, nein, hier und da gabe es auch kontroverse Diskussionen, aber immer mit einer Einigung. Dann am Ende die Frage, wie es denn 2013 weiter geht? Das Team 2012 solle doch weitermachen, war der erste Vorschlag. Es könnte sich ja auch erweitern, wenn noch weitere Aktive dazu stoßen wollten. Das Team (ich auch) hatte nicht unbedingt mit einer so eindeutigen Zustimmung gerechnet. Doch der langanhaltende Applaus machte klar, dieses Treffen war offensichtlich gelungen und die Arbeit sollte kontinuierlich weiter geführt werden.
Bis dahin eine Entwicklung, die fast an ein Märchen grenzte. Aber wie schön war das. Es gab auch wieder viele Menschen aus Tauschringen, die sich mindestens zu einem Schwerpunktthema über ihren Tauschring hinaus engagieren wollten. Ich hatte das BATT 2012 bis dahin als sehr harmonisch und auch erfolgreich empfunden und erlebt. Mit genau diesem Gefühl reiste ich Sonntag Nachmittag nach Hause. Und es geht doch voran, dachte ich. Kontinuität durch Arbeitsgruppen in mehreren grundlegend wichtigen Bereichen schien erreicht. Eine hohe Anzahl von Menschen, die etwas tun wollten, sogar das Thema Lobbyarbeit war nicht mehr tabu, sondern sogar erwünscht.
:: Übles Nachspiel
Aber damit war's dann auch schon am Ende. Schon die ersten Meldungen aus dem Kreis der in Büdingen verbliebenen TeilnehmerInnen (ca. 30% der gesamten TeilnehmerInnen), die an dem erstmals direkt anschließendem BATT-Aktiv teilnahmen, machten mich stutzig. Einiges wich doch stark von den Ergebnissen oder Vereinbarungen in der großen Runde bis Sonntag Mittag ab. Ich fand mich auch in Gruppen wieder, von deren Existenz ich nichts wusste. Gut, das lässt sich ja einfach regeln, dachte ich. Hab ich Interesse und Zeit, mache ich mit, ansonsten steig ich halt aus. Ich war immer noch fast euphorisch positiv gestimmt.
Nur eine Woche nach dem BATT 2012 war's mit der Euphorie bei mir engültig vorbei. Kontroversen ohne Ende über das weitere Vorgehen, eine Verweigerungshaltung, vor allem, wenn es um die finanzielle Abrechnung des BATT 2012 ging. Was war da eigentlich passiert? Nur Ahnungslosigkeit oder gar Hilflosigkeit in puncto Finanzabrechnung? Da hätte man dich die Hilfsangebote annehmen können. Dann folgte auch noch ein krasser Vertrauensbruch durch Weitergabe interner Texte, Entwürfe und einer Telefonnummer (krass weil eindeutig war, das all dies nicht weiter gegeben werden sollte - zumindest nicht ohne vorherige Abstimmung).
Inzwischen gibt es seit dem 15.12.2012 zwei Teams. Eins sieht sich nach wie vor in der Pflicht, BATT und BATT-Aktiv 2013 an einem Ort gemeinsam für alle TR Aktive durchzuführen.
Das zweite Team möchte das BATT-Aktiv jedoch abkoppeln und hat das längst de facto ohne Abstimmung getan. Klar, darüber kann und muss man eigentlich diskutieren können. Es gab aber gar keine Diskussion, sondern eine klammheimliche Abspaltung.
:: Aktive und Aktivisten
Das bringt mich wieder zurück zum Titel. Zum gefühlt hundertsten Mal stehe ich da und staune atemlos, staune und ärgere mich darüber, dass sich eigentlich auf der Ebene einer bundesweiten Entwicklung nichts getan hat. Sie bekämpfen sich immer noch, die Aktiven und die Aktivisten.
Die Aktiven sind die, die sich im Tauschring vor Ort besonders engagieren, die sich für demokratische Regeln einsetzen, die oft sehr altruistisch (Altruismus (lat. alter ‚der Andere‘) bedeutet in der Alltagssprache „Uneigennützigkeit, Selbstlosigkeit, durch Rücksicht auf andere gekennzeichnete Denk- und Handlungsweise) agiert. Leitungs- oder Vorstandsarbeit meist völlig ehrenamtlich macht. Darüber hinaus aber reist diese Spezies Tauschringmitglied auch gern zu bundesweiten Treffen, denn sie erhofft sich dort neue Erkenntnisse oder Ideen, mit denen sie daheim die Mitglieder des eigenen Tauschrings "beglücken" kann. Nein, das meine ich nicht negativ, bin nur nicht sicher, ob es der richtige Begriff ist. Sie kommen also zurück und präsentieren in ihrem Tauschring alles gerade neu erfahrene und erlebte. Sie stellen das auch meist als Veränderungen zur Abstimmung. Und ein paar dieser Aktiven sehen auch die Notwendigkeit, sich in die bundesweite Entwicklung einzubringen. Das machen die nicht für sich, sondern für den Tauschring in dem sie Mitglied sind und, natürlich, auch für alle anderen Menschen, die in einem Tauschring Mitglied sind. Und sie gehen davon aus, dass alles in so einem Gremium demokratisch und fair diskutiert und abgestimmt wird. Sie selbst wollen für sich weder Ämter noch Macht, sie sind mit anerkennendem Applaus schon ganz zufrieden.
Die Aktivisten sind da ganz anders "gestrickt". Sie sind scheinbar wie die Bienchen, huschen eigentlich von einer Gruppe, einem Verein oder einer AG zur nächsten. Sie sind schnell zu begeistern, wenn sie an einem Thema dran sind, entwickeln sie teilweise hyperaktive Züge. Es muss voran gehen, Zweifel oder die Notwendigkeit, sich mit anderen abzustimmen und Regeln einzuhalten, stören da nur. Klar, sie sind, wenn sie im Tauschring sind, beseelt von dieser Idee. Sie engagieren sich noch deutlicher als die Aktiven. Ideen müssen sofort umgesetzt werden, neue Gruppen werden zur Not auch ohne Zustimmung gegründet. Hauptsache, es geht schnell voran, voran allerdings immer auch in ihrem Sinne. Denn dies unterscheidet den Aktivisten vom Aktiven. Sie/er arbeitet eben nicht altruistisch, in Wirklichkeit verfolgt man immer auch eigene Ziele. Entweder grundsätzlich und verdeckt, aber an immer erster Stelle, oder zumindest parallel zu den Zielen, die auch andere mittragen können. Ganz vorne steht dabei jedoch das Streben nach Macht. Macht innerhalb der Gruppe, Macht mit Hilfe der Gruppe über größere Gruppen und, gar nicht so selten, verknüpft mit dem dann immer heimlichen Streben nach finanziellen Vorteilen. Können sich Aktivisten nicht komplett durchsetzen, spalten sie Gruppen gerne mal auf. Allerdings gelten Sie auch als sehr wankelmütig. Wenn sie auf starken Widerstand stoßen, geben sie früher oder später auf. Widerstand und demokratische Auseinándersetzung ist ihnen auf die Dauer zu aufwändig.
Diese beiden Sorten von Tauschsystem-Vorkämpfern haben sich auch 2012/2013 wieder hervor getan. Also alles wie gehabt. Und ich hatte tatsächlich gedacht, es hätte eine Entwicklung statt gefunden.
Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind möglich, aber keine Absicht.
Vier Jahre lang hatte ich mich weitgehend von den überegionalen Aktitäten bei Tauschsystemen ferngehalten. Dann kam im Februar 2012 die Anfrage, ob ich bereit sei, wieder an der Vorbereitung und Durchführung eines Bundes-ArbeitsTreffen-Tauschsysteme mitzuarbeiten.
Ich war skeptisch und habe erst mal darüber nachgedacht. Doch die Rückmeldungen aus dem BATT Orga Team 2012 waren angenehm, inzwischen war ich auch wieder im örtlichen Tauschring im Vorstand. Zeit hatte ich auch dafür, also sagte ich zu.
Es folgten Monate mit sehr hohem persönlichem Einsatz bei allen Teammitgliedern mit teilweise sehr heftigen, kontroversen Diskussionen. Mal ging es um Inhalte, mal um Ideen und Visionen, mal auch um Organisatorisches. Aber das ist eigentlich normal, mir war das jedenfalls nicht neu. Denn inzwischen war es das fünfte bundesweite Tauschsystemtreffen, bei dessen Vorbereitung ich dabei war. Diese Diskussionen sind letztlich immer dem gemeinsamen Ziel der Organisation eines gut besuchten und erfolgreichen Treffens untergeordnet.
Dem entsprechend begann auch die BATT 2012 Vorbereitung irgendwann sehr viel Freude zu machen. Ganz besonders ab dem Zeitpunkt, als die Zahlen der angemeldeten TeilnehmerInnen kontinuierlich und rasch anstiegen. Das zeigte, dass wir offensichtlich doch auf dem richtigen Weg waren.
:: Tolles BATT 2012
Dann war es soweit. BATT 2012 in Büdingen (28.-30.09.12 plus BATT-Aktiv vom 01.-03.10.12) war da. Alles wie immer. Die OrganisatorInnen waren früh da, so wie auch die meisten HelferInnen. Einige wenige TeilnehmerInnen waren auch früh angekommen, danach "trudelten" alle anderen so nach und nach bis Freitag Abend ein. Anmelden, Zimmer und Betten beziehen, jede Menge Wiedersehensfreude und Austausch.
Gemeinsames Abendessen, anschließend ein Impulsvortrag aus Österreich, danach gemütlicher Abend. Der Samstag war der Hauptarbeitstag. Start mit einem angenehmen Einstieg, der unterhaltsam und ermunternd feine Regeln für die Kommunikation in größerer Runde vermittelt hat. Das fand ich super, nach meinem Empfinden hat die dabei erzeugte positive und konstruktive Grundhaltung bis Sonntag Mittag angehalten.
So weit ich das dann am Samstag Abend aus den Gesprächen entnehmen konnte, gab es viel Zustimmung zu den angebotenen Themen, viel Neues war gemeinsam entwickelt worden. Selbst am späten Abend wurden noch gemeinsame Aktivitäten hinsichtlich der allgemeinen Internetpräsenz der Tausch-Idee verabredet. Sonntag Vormittag dann das große Plenum, Ergebnisse und neue Ideen wurden präsentiert, manches auch zur Abstimmung gestellt. Außerdem wurden ein paar Arbeitsgruppen gebildet. Nicht alles nur im Abnick-Modus, nein, hier und da gabe es auch kontroverse Diskussionen, aber immer mit einer Einigung. Dann am Ende die Frage, wie es denn 2013 weiter geht? Das Team 2012 solle doch weitermachen, war der erste Vorschlag. Es könnte sich ja auch erweitern, wenn noch weitere Aktive dazu stoßen wollten. Das Team (ich auch) hatte nicht unbedingt mit einer so eindeutigen Zustimmung gerechnet. Doch der langanhaltende Applaus machte klar, dieses Treffen war offensichtlich gelungen und die Arbeit sollte kontinuierlich weiter geführt werden.
Bis dahin eine Entwicklung, die fast an ein Märchen grenzte. Aber wie schön war das. Es gab auch wieder viele Menschen aus Tauschringen, die sich mindestens zu einem Schwerpunktthema über ihren Tauschring hinaus engagieren wollten. Ich hatte das BATT 2012 bis dahin als sehr harmonisch und auch erfolgreich empfunden und erlebt. Mit genau diesem Gefühl reiste ich Sonntag Nachmittag nach Hause. Und es geht doch voran, dachte ich. Kontinuität durch Arbeitsgruppen in mehreren grundlegend wichtigen Bereichen schien erreicht. Eine hohe Anzahl von Menschen, die etwas tun wollten, sogar das Thema Lobbyarbeit war nicht mehr tabu, sondern sogar erwünscht.
:: Übles Nachspiel
Aber damit war's dann auch schon am Ende. Schon die ersten Meldungen aus dem Kreis der in Büdingen verbliebenen TeilnehmerInnen (ca. 30% der gesamten TeilnehmerInnen), die an dem erstmals direkt anschließendem BATT-Aktiv teilnahmen, machten mich stutzig. Einiges wich doch stark von den Ergebnissen oder Vereinbarungen in der großen Runde bis Sonntag Mittag ab. Ich fand mich auch in Gruppen wieder, von deren Existenz ich nichts wusste. Gut, das lässt sich ja einfach regeln, dachte ich. Hab ich Interesse und Zeit, mache ich mit, ansonsten steig ich halt aus. Ich war immer noch fast euphorisch positiv gestimmt.
Nur eine Woche nach dem BATT 2012 war's mit der Euphorie bei mir engültig vorbei. Kontroversen ohne Ende über das weitere Vorgehen, eine Verweigerungshaltung, vor allem, wenn es um die finanzielle Abrechnung des BATT 2012 ging. Was war da eigentlich passiert? Nur Ahnungslosigkeit oder gar Hilflosigkeit in puncto Finanzabrechnung? Da hätte man dich die Hilfsangebote annehmen können. Dann folgte auch noch ein krasser Vertrauensbruch durch Weitergabe interner Texte, Entwürfe und einer Telefonnummer (krass weil eindeutig war, das all dies nicht weiter gegeben werden sollte - zumindest nicht ohne vorherige Abstimmung).
Inzwischen gibt es seit dem 15.12.2012 zwei Teams. Eins sieht sich nach wie vor in der Pflicht, BATT und BATT-Aktiv 2013 an einem Ort gemeinsam für alle TR Aktive durchzuführen.
Das zweite Team möchte das BATT-Aktiv jedoch abkoppeln und hat das längst de facto ohne Abstimmung getan. Klar, darüber kann und muss man eigentlich diskutieren können. Es gab aber gar keine Diskussion, sondern eine klammheimliche Abspaltung.
:: Aktive und Aktivisten
Das bringt mich wieder zurück zum Titel. Zum gefühlt hundertsten Mal stehe ich da und staune atemlos, staune und ärgere mich darüber, dass sich eigentlich auf der Ebene einer bundesweiten Entwicklung nichts getan hat. Sie bekämpfen sich immer noch, die Aktiven und die Aktivisten.
Die Aktiven sind die, die sich im Tauschring vor Ort besonders engagieren, die sich für demokratische Regeln einsetzen, die oft sehr altruistisch (Altruismus (lat. alter ‚der Andere‘) bedeutet in der Alltagssprache „Uneigennützigkeit, Selbstlosigkeit, durch Rücksicht auf andere gekennzeichnete Denk- und Handlungsweise) agiert. Leitungs- oder Vorstandsarbeit meist völlig ehrenamtlich macht. Darüber hinaus aber reist diese Spezies Tauschringmitglied auch gern zu bundesweiten Treffen, denn sie erhofft sich dort neue Erkenntnisse oder Ideen, mit denen sie daheim die Mitglieder des eigenen Tauschrings "beglücken" kann. Nein, das meine ich nicht negativ, bin nur nicht sicher, ob es der richtige Begriff ist. Sie kommen also zurück und präsentieren in ihrem Tauschring alles gerade neu erfahrene und erlebte. Sie stellen das auch meist als Veränderungen zur Abstimmung. Und ein paar dieser Aktiven sehen auch die Notwendigkeit, sich in die bundesweite Entwicklung einzubringen. Das machen die nicht für sich, sondern für den Tauschring in dem sie Mitglied sind und, natürlich, auch für alle anderen Menschen, die in einem Tauschring Mitglied sind. Und sie gehen davon aus, dass alles in so einem Gremium demokratisch und fair diskutiert und abgestimmt wird. Sie selbst wollen für sich weder Ämter noch Macht, sie sind mit anerkennendem Applaus schon ganz zufrieden.
Die Aktivisten sind da ganz anders "gestrickt". Sie sind scheinbar wie die Bienchen, huschen eigentlich von einer Gruppe, einem Verein oder einer AG zur nächsten. Sie sind schnell zu begeistern, wenn sie an einem Thema dran sind, entwickeln sie teilweise hyperaktive Züge. Es muss voran gehen, Zweifel oder die Notwendigkeit, sich mit anderen abzustimmen und Regeln einzuhalten, stören da nur. Klar, sie sind, wenn sie im Tauschring sind, beseelt von dieser Idee. Sie engagieren sich noch deutlicher als die Aktiven. Ideen müssen sofort umgesetzt werden, neue Gruppen werden zur Not auch ohne Zustimmung gegründet. Hauptsache, es geht schnell voran, voran allerdings immer auch in ihrem Sinne. Denn dies unterscheidet den Aktivisten vom Aktiven. Sie/er arbeitet eben nicht altruistisch, in Wirklichkeit verfolgt man immer auch eigene Ziele. Entweder grundsätzlich und verdeckt, aber an immer erster Stelle, oder zumindest parallel zu den Zielen, die auch andere mittragen können. Ganz vorne steht dabei jedoch das Streben nach Macht. Macht innerhalb der Gruppe, Macht mit Hilfe der Gruppe über größere Gruppen und, gar nicht so selten, verknüpft mit dem dann immer heimlichen Streben nach finanziellen Vorteilen. Können sich Aktivisten nicht komplett durchsetzen, spalten sie Gruppen gerne mal auf. Allerdings gelten Sie auch als sehr wankelmütig. Wenn sie auf starken Widerstand stoßen, geben sie früher oder später auf. Widerstand und demokratische Auseinándersetzung ist ihnen auf die Dauer zu aufwändig.
Diese beiden Sorten von Tauschsystem-Vorkämpfern haben sich auch 2012/2013 wieder hervor getan. Also alles wie gehabt. Und ich hatte tatsächlich gedacht, es hätte eine Entwicklung statt gefunden.
Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind möglich, aber keine Absicht.
Mittwoch, 6. März 2013
"Bibliotheken: Magistrat der Stadt Kassel will Bürgerentscheid im Juni"
Absicht oder Panne?
Nein, viel schlimmer. Tatsächlich verfolgt die Rot-Grüne Mehrheit in Kassel hier ganz eigene Ziele, ohne Rücksicht auf Verluste.
Allein die Kosten sprechen doch schon gegen den 30.06.13. Welch eine Geldverschwendung, welch eine Offenbarung. Erst unter den Rettungsschirm schlüpfen und dann bei der erstbesten Gelegenheit aus niederem politisschen Kalkül und ohne Not 250.000 Euro ausgeben?
Doch das ist ja nicht alles. Hier wird klar darauf spekuliert, dass so kurz vor den großen Schulferien einige Menschen mit nicht-schulpflichtigen Kindern schon oder noch in Urlaub sind, andere wegen des bevorstehenden großen Familienurlaubs wegen der Vorbereitungen den Wahltermin nicht wahrnehmen. Und dann steht natürlich die generelle Spekulation, dass bei einem singulären Termin deutlich weniger abstimmen, als würde man diese Abstimmung mit der Bundes- und Landtagswahl zusammen legen.
Nur gut, dass solche Tricks inzwischen eher das Gegenteil bewirken. Ich hoffe jedenfalls, das ganz besonders viele Kasseler BürgerInnen für den Erhalt der Bibliotheken stimmen. Übrigens: mit den 250.000 Euro könnte schon fast wieder ein 3/4 Jahr des Betriebs bezahlt werden.
Abgesehen davon ist der eigentliche Skandal, überhaupt auf die Idee einer Schließung zu kommen. Lesen bildet, öffentliche Bibliotheken sind in diesem Zusammenhang ungeheuer wichtig. Lesungen, Abendveranstaltungen, Kinderlesungen, alles mit oder ohne AutorInnen, Lesewettbewerbe, Bürgerbeteiligungen über Vereine, um das Personal zu entlasten und gleichzeitig die Attraktivität und damit die Nutzerzahlen zu erhöhen - nur eine kleine Ideeliste, die für den Erhalt der Bibliotheken spricht. Den Mehrheitsfraktionen würde jedenfalls der Genuss von ein paar grundlgenden Betriebswirtschaftlichen Fachbüchern auch gut tun. Als erstes wäre mal der Unterschied zwischen "Sparen" und "Einsparen" bzw. "Kürzen" zum nachlesen empfohlen. Da sieht man, wie wichtig Bibliotheken sind.
Nein, viel schlimmer. Tatsächlich verfolgt die Rot-Grüne Mehrheit in Kassel hier ganz eigene Ziele, ohne Rücksicht auf Verluste.
Allein die Kosten sprechen doch schon gegen den 30.06.13. Welch eine Geldverschwendung, welch eine Offenbarung. Erst unter den Rettungsschirm schlüpfen und dann bei der erstbesten Gelegenheit aus niederem politisschen Kalkül und ohne Not 250.000 Euro ausgeben?
Doch das ist ja nicht alles. Hier wird klar darauf spekuliert, dass so kurz vor den großen Schulferien einige Menschen mit nicht-schulpflichtigen Kindern schon oder noch in Urlaub sind, andere wegen des bevorstehenden großen Familienurlaubs wegen der Vorbereitungen den Wahltermin nicht wahrnehmen. Und dann steht natürlich die generelle Spekulation, dass bei einem singulären Termin deutlich weniger abstimmen, als würde man diese Abstimmung mit der Bundes- und Landtagswahl zusammen legen.
Nur gut, dass solche Tricks inzwischen eher das Gegenteil bewirken. Ich hoffe jedenfalls, das ganz besonders viele Kasseler BürgerInnen für den Erhalt der Bibliotheken stimmen. Übrigens: mit den 250.000 Euro könnte schon fast wieder ein 3/4 Jahr des Betriebs bezahlt werden.
Abgesehen davon ist der eigentliche Skandal, überhaupt auf die Idee einer Schließung zu kommen. Lesen bildet, öffentliche Bibliotheken sind in diesem Zusammenhang ungeheuer wichtig. Lesungen, Abendveranstaltungen, Kinderlesungen, alles mit oder ohne AutorInnen, Lesewettbewerbe, Bürgerbeteiligungen über Vereine, um das Personal zu entlasten und gleichzeitig die Attraktivität und damit die Nutzerzahlen zu erhöhen - nur eine kleine Ideeliste, die für den Erhalt der Bibliotheken spricht. Den Mehrheitsfraktionen würde jedenfalls der Genuss von ein paar grundlgenden Betriebswirtschaftlichen Fachbüchern auch gut tun. Als erstes wäre mal der Unterschied zwischen "Sparen" und "Einsparen" bzw. "Kürzen" zum nachlesen empfohlen. Da sieht man, wie wichtig Bibliotheken sind.
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