Bundesarbeitsministerin von der Leyen verführt die Presse mit einer erneut eigenartigen Interpretation statistischer Zahlen zu Jubelarien mit Blick auf die Beschäftigung von älteren Menschen. Tatsächlich belegen alle im Artikel benannten Zahlen nur negatives. Erst wird die Rente mit 67 eingeführt, dann bemüht man sich krampfhaft, Arbeitsplätze für Ältere zu schaffen. Ergebnis: 59,2 % aller 60-64 jährigen hatten 2010 keine Arbeit. Noch schlimmer wird es, wenn man wirklich nach sozialversicherungspflichtigen Jobs fragt: dann haben nur 27,5% eine Arbeit, ergo sprechen wir von einer Arbeitslosenquote von 72,5%! Was bitte ist daran gut? Frau von der Leyen würde jetzt antworten: "das muss besser werden, da bin ich ganz bei Ihnen" ("Da bin ich ganz bei Ihnen" ist ihr Lieblingsspruch, bei dem sie ihrem Gesprächspartner dann auch noch tätschelnd die Hand auf den nächstbesten Oberarm legt). Die Zahlen der Bundesagentur für Arbeit sagen übrigens noch etwas ganz anderes aus.
In Deutschland stehen mit rund 46% weniger als die Hälfte der 60- bis 64-Jährigen dem Arbeitsmarkt zur Verfügung. Mit steigendem Alter sinkt die Erwerbsquote. Nur knapp jeder Vierte 64-Jährige steht aktuell im Erwerbsleben, bei den 65-Jährigen sogar nur jeder Neunte. In allen Altersklassen liegen die Frauenerwerbsquoten niedriger als die der Männer. Bei den 60- bis 64-Jährigen liegt sie unter 30 Prozent. Ich fürchte, dass diese Zahlen aus 2010 sich in 2011 nicht nennenswert gebessert haben.
Schaut man auf die Rente mit 67 sind diese Zahlen dramatisch. Die große Mehrheit der Arbeitnehmer hat nach heutigem Stand keine Möglichkeit, bis 67 zu arbeiten. Die Gründe dafür sind vielschichtig. Ganz vielen Arbeitnehmern gelingt es zudem nicht, ihre Erwerbsfähigkeit bis 65 zu erhalten. Der Wille, Arbeit bis 67 zu gestalten, mag da sein, aber die Umsetzung ist absolut ungenügend. Wegen des "halbseidenen" Umgangs mit den Zahlen würde ich sagen: "Versetzung gefährdet, Frau Bundesministerin".
Klaus Reichenbach
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