Welch ein Medienrummel, welch eine Aufregung in Kassel. Da soll doch tatsächlich eine Eröffnung vor der Eröffnung der documenta 2017 in Athen stattfinden. Ok., das ist der Plan, man achte auf die Feinheiten: "soll stattfinden". Hat eigentlich irgendjemand mal die Griechen gefragt? Denn egal, ob und wieviel Euros sie dafür aus dem documenta Etat bekämen. Sie müssten ganz sicher auch eigenes Geld dazu geben. Ich fürchte, die Athener haben derzeit ganz andere Sorgen.
Denn eigentlich wäre die Idee ganz gut. Da verbindet man die Moderne mit der Antike, geht neue Wege, vielleicht belebt an so ganz nebenbei einen totgeborenen Flughafen.
Ansonsten ist es, auch wenn da am Ende nichts draus wird, eine super Marketing Idee. Kassel zusammen mit der documenta ist seit Wochen bundesweit in der Presse, auch in anderen europäischen Ländern geht die Meldung durch den Blätterwald. Das allein ist schon einen Applaus wert.
Besonders schön ist aber, dass diese Idee den Kasselern mal wieder deutlich gemacht hat, wie wichtig die documenta für diese Stadt ist. Sie ist von enormer Bedeutung für den Ruf, sie ist gut für die Kultur der hier lebenden Menschen und am Ende bringt sie auch noch reichlich Geld in die Stadt. Und das alles wird bewusst gemacht durch eine einzige Ankündigung!
Bevor sich aber noch irgend jemand aufregt, sollte Herr Szymcyk (der neue Kurator) mal die Athener fragen und eine vertraglich fixierte Antwort abwarten. Danach können wir dann trefflich weiter diskutieren.
Klaus Reichenbach
Dienstag, 4. November 2014
Montag, 27. Oktober 2014
Sterben in Würde
Alle Jahre wieder... taucht die Diskussion über ein Sterben in Würde auf. Leider richtet sich der Focus dabei fast ausschließlich auf den Punkt Selbstbestimmtes Sterben".
In fast allen Kulturen und Religionen ist die Selbsttötung ein Tabu, oft sogar geächtet und verboten. Aus gutem Grund. Denn der Tod gehört zu unserem Leben genauso dazu wie die Geburt. Es geht dabei um Anfang und Ende, um ein vollständiges Leben. Sterben in Würde - und damit auch selbstbestimmtes Sterben, bedeutet mehr als irgendwann den Stecker zu ziehen.
Früher starben die Menschen deutlich qualvoller (aus medizinischer Sicht), aber eben auch deutlich würdevoller. Der erkrankte oder eben alte Mensch starb zu Hause, umgeben und umsorgt von der ganzen Familie. Und die Fürsten meist noch vom ganzen Hofstaat. Niemand musste den letzen Gang allein antreten. Heute haben wir eine ausgezeichnete medizinische Versorgung, werden sehr viel älter und sterben meist einsam auf einer abgeriegelten Intensivstation.
An dieser Stelle setzt dann immer die Diskussion um Sterben in Würde und Selbstbestimmtes Sterben an. Das ist aber zu spät. In Deutschland haben wir eine Fülle von gesetzlich geregelten und geschützten Möglichkeiten, um für unseren Tod Vorsorge zu treffen. Nur müssen wird das tun, solange wir noch dazu in der Lage sind. Allein über die Patientenverfügung lässt sich einfach und rechtssicher ein würdevoller Tod gestalten. Wenn wir alle solche Möglichkeiten nutzen würden, wäre dieser immer wieder aufkommende und fehlgeleitete Diskussion nicht nötig.
Selbstbestimmt Sterben muss daher unbedingt grundlegend betrachtet werden. Natürlich kann man sich theoretisch vorstellen, ab welchem Schmerz oder Leid man lieber sofort sterben möchte. Doch jeder von uns unterschätzt dabei den ungeheuer großen Selbsterhaltungstrieb und Lebenswillen, der in jedem Menschen schlummert. Auch lebensgefährlich verletzte Menschen entwickeln im Angesicht des Todes diese Stärke und überleben - was ich aus eigener Erfahrung weiß.
Wir müssen uns alle nur viel früher mit dem Gedanken an den Tod "anfreunden" und im Vollbesitz von körperlichen und geistigen Kräften entsprechende Verfügungen treffen. Dann rückt der Tod wieder dahin, wo er hingehört: ins Leben, als dessen Schlusspunkt, vor dem wir uns nicht fürchten müssen.
In fast allen Kulturen und Religionen ist die Selbsttötung ein Tabu, oft sogar geächtet und verboten. Aus gutem Grund. Denn der Tod gehört zu unserem Leben genauso dazu wie die Geburt. Es geht dabei um Anfang und Ende, um ein vollständiges Leben. Sterben in Würde - und damit auch selbstbestimmtes Sterben, bedeutet mehr als irgendwann den Stecker zu ziehen.
Früher starben die Menschen deutlich qualvoller (aus medizinischer Sicht), aber eben auch deutlich würdevoller. Der erkrankte oder eben alte Mensch starb zu Hause, umgeben und umsorgt von der ganzen Familie. Und die Fürsten meist noch vom ganzen Hofstaat. Niemand musste den letzen Gang allein antreten. Heute haben wir eine ausgezeichnete medizinische Versorgung, werden sehr viel älter und sterben meist einsam auf einer abgeriegelten Intensivstation.
An dieser Stelle setzt dann immer die Diskussion um Sterben in Würde und Selbstbestimmtes Sterben an. Das ist aber zu spät. In Deutschland haben wir eine Fülle von gesetzlich geregelten und geschützten Möglichkeiten, um für unseren Tod Vorsorge zu treffen. Nur müssen wird das tun, solange wir noch dazu in der Lage sind. Allein über die Patientenverfügung lässt sich einfach und rechtssicher ein würdevoller Tod gestalten. Wenn wir alle solche Möglichkeiten nutzen würden, wäre dieser immer wieder aufkommende und fehlgeleitete Diskussion nicht nötig.
Selbstbestimmt Sterben muss daher unbedingt grundlegend betrachtet werden. Natürlich kann man sich theoretisch vorstellen, ab welchem Schmerz oder Leid man lieber sofort sterben möchte. Doch jeder von uns unterschätzt dabei den ungeheuer großen Selbsterhaltungstrieb und Lebenswillen, der in jedem Menschen schlummert. Auch lebensgefährlich verletzte Menschen entwickeln im Angesicht des Todes diese Stärke und überleben - was ich aus eigener Erfahrung weiß.
Wir müssen uns alle nur viel früher mit dem Gedanken an den Tod "anfreunden" und im Vollbesitz von körperlichen und geistigen Kräften entsprechende Verfügungen treffen. Dann rückt der Tod wieder dahin, wo er hingehört: ins Leben, als dessen Schlusspunkt, vor dem wir uns nicht fürchten müssen.
Donnerstag, 20. März 2014
"Weinkauf am liebsten bei Aldi"
Die Deutschen kaufen also gerne mal auch hochwertigen Wein beim Discounter. 74% aller verkauften Weine in Deutschland kommen so von Aldi und Co. Der Trend geht sogar zu den höherwertigen Weinen. Und der Durchschnittspreis pro Liter ist auf sagenhafte 2,84 Euro angestiegen.
Wow, welch ein Unsinn. Die Kosten für eine 750 ml Glasflasche liegen, bei Großabnahme bei mindestens 50 Cent. Etiketten (und man braucht pro Flasche mindestens 2) kosten, auch bei Großabnahmem 6,5 Cent pro Stück. Flaschenkorken (preiwerter Pressnaturkork) kostet zwischen 6,5 und 10 Cent. Macht bereits 66,5 Cent nur für Abfüllmaterial. Dazu kommen dann noch die Kosten für die hygienische Aufbereitung von Flaschen und Kork, die Flaschanfüllmaschine, Lohnkosten in der Kellerei, im Weinberg vom Frühjahr bis zur Ernte. Selbst bei allergünstigsten Konditionen kommt man auf einen Grundpreis von ca. 1,50 Euro pro 0,75l Flasche.
Wein ist dann aber noch nicht in der Flasche. Die Kosten für die Trauben sind noch dazuzurechnen. Transportkosten, Zoll, Steuer und Mehrwertsteuer wären auch noch zu berücksichtigen. Dazu summieren sich dann noch diverse Lagerkosten (von der Kellerei über Zwischenlager bis in den Laden. Wenn der Durchschnittspreis dann bei 2,84 Euro liegt, dürfte sich irgendeine Plürre in der Flasche befinden, aber garantiert kein höherwerrtiger Wein.
Abgesehen davon sind die Marktanteile völlig unrealistisch. Allein in Deutschland gibt es eine Fülle von namhaften Weinkellereien, die wohl nie im Discounterregale landen. Kloster Eberbach sei da nur mal stellvetretend genannt - und die produzieren in guten Jahren alleine mehr als 1 Mio. Flaschen. Auch unter den namhaften französischen, spanischen und italienischen Kellereien gibt es deutlich mehr, die nie in den Discount gehen werden als das sie dort verkaufen würden.
Mit einem Literpreis von 2,84 € kann man nicht mal andeutungsweise einen Qualitätswein produzieren, geschweige denn in den Handel bringen. Billigen Tafelwein schon. Die 74% Marktanteil zweifele ich dennoch an. Nach eigener Erfahrung verkaufen, egal ob große oder kleine Kellereien, 25% einen Teil ihrer Weine an Discounter. Und in Düsseldorf sitzen die Weintester und Chefeinkäufer von Aldi. Manche Meldung sollte man vor dem Druck besser nachrecherchieren. Immerhin verrät sie uns eine Menge über die mangelnde Qualität der Weine in den Discountregalen.
Wow, welch ein Unsinn. Die Kosten für eine 750 ml Glasflasche liegen, bei Großabnahme bei mindestens 50 Cent. Etiketten (und man braucht pro Flasche mindestens 2) kosten, auch bei Großabnahmem 6,5 Cent pro Stück. Flaschenkorken (preiwerter Pressnaturkork) kostet zwischen 6,5 und 10 Cent. Macht bereits 66,5 Cent nur für Abfüllmaterial. Dazu kommen dann noch die Kosten für die hygienische Aufbereitung von Flaschen und Kork, die Flaschanfüllmaschine, Lohnkosten in der Kellerei, im Weinberg vom Frühjahr bis zur Ernte. Selbst bei allergünstigsten Konditionen kommt man auf einen Grundpreis von ca. 1,50 Euro pro 0,75l Flasche.
Wein ist dann aber noch nicht in der Flasche. Die Kosten für die Trauben sind noch dazuzurechnen. Transportkosten, Zoll, Steuer und Mehrwertsteuer wären auch noch zu berücksichtigen. Dazu summieren sich dann noch diverse Lagerkosten (von der Kellerei über Zwischenlager bis in den Laden. Wenn der Durchschnittspreis dann bei 2,84 Euro liegt, dürfte sich irgendeine Plürre in der Flasche befinden, aber garantiert kein höherwerrtiger Wein.
Abgesehen davon sind die Marktanteile völlig unrealistisch. Allein in Deutschland gibt es eine Fülle von namhaften Weinkellereien, die wohl nie im Discounterregale landen. Kloster Eberbach sei da nur mal stellvetretend genannt - und die produzieren in guten Jahren alleine mehr als 1 Mio. Flaschen. Auch unter den namhaften französischen, spanischen und italienischen Kellereien gibt es deutlich mehr, die nie in den Discount gehen werden als das sie dort verkaufen würden.
Mit einem Literpreis von 2,84 € kann man nicht mal andeutungsweise einen Qualitätswein produzieren, geschweige denn in den Handel bringen. Billigen Tafelwein schon. Die 74% Marktanteil zweifele ich dennoch an. Nach eigener Erfahrung verkaufen, egal ob große oder kleine Kellereien, 25% einen Teil ihrer Weine an Discounter. Und in Düsseldorf sitzen die Weintester und Chefeinkäufer von Aldi. Manche Meldung sollte man vor dem Druck besser nachrecherchieren. Immerhin verrät sie uns eine Menge über die mangelnde Qualität der Weine in den Discountregalen.
"Ältere Arbeitnehmer sind heiß begehrt" und "Alte geben ihr Wissen weiter"
Es sind tolle Nachrichten. Seit Jahrzehnten sind die Arbeitslosenzahlen bei den Menschen über 55 im Verhältnis deutlich höher als der Durchschnitt. Und nun plötzlich Jubel allerorten? Doch worauf beruhen diese wunderbaren Zahlen? Liegen da die echten Statistischen Angaben der Agentur für Arbeit zu Grunde? Das wird an keiner Stelle benannt. Fakt ist aber etwas anderes. Die Zahlen der Bundesagentur für Arbeit sprechen für sich. Die Gesamtarbeitslosenzahl bei Menschen über 55 lag im Jahr 2013 konstant deutlich über 550.000 Menschen. Ende 2013 lag sie exakt bei 550.587 Menschen. Und im Januar 2014 dann bei 619.126 Menschen im Alter über 55 Jahren, im Februar 2014 dann bei 616.457 Menschen. Ist Nordhessen jetzt eine Oase der Glückseligkeit für ältere ArbeitnehmerInnen, kehrt sich ausgerechnet hier der Trend um? Toll wäre das ja, aber auch mein persönliches Erleben spricht dagegen.
Ältere Menschen haben faktisch kaum eine Chance auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt eine ihren Qualifikationen und ihrer Berufserfahrung angemessenen Job zu finden. Die in den beiden Berichten genannten Zahlen würde ich ja gern glauben, wenn es denn eine prüfbare Quelle gäbe. Aber ich kenne nicht mal einen Menschen der über 55 Jahre ist und nach Arbeitslosigkeit wieder eine angemessenen Beschäftigung gefunden hat.
Hier wurden offenbar längere Beschäftigungszeiten in dieser Altersgruppe schon als Anstieg der Beschäftigung gezählt. Das aber ist eine bewusste Irreführung und gegenüber den von Arbeitslosigekeit betroffene älteren Menschen auch mehr als unfair.
Ältere Menschen haben faktisch kaum eine Chance auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt eine ihren Qualifikationen und ihrer Berufserfahrung angemessenen Job zu finden. Die in den beiden Berichten genannten Zahlen würde ich ja gern glauben, wenn es denn eine prüfbare Quelle gäbe. Aber ich kenne nicht mal einen Menschen der über 55 Jahre ist und nach Arbeitslosigkeit wieder eine angemessenen Beschäftigung gefunden hat.
Hier wurden offenbar längere Beschäftigungszeiten in dieser Altersgruppe schon als Anstieg der Beschäftigung gezählt. Das aber ist eine bewusste Irreführung und gegenüber den von Arbeitslosigekeit betroffene älteren Menschen auch mehr als unfair.
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