Montag, 27. Oktober 2014

Sterben in Würde

Alle Jahre wieder... taucht die Diskussion über ein Sterben in Würde auf. Leider richtet sich der Focus dabei fast ausschließlich auf den Punkt Selbstbestimmtes Sterben". 
In fast allen Kulturen und Religionen ist die Selbsttötung ein Tabu, oft sogar geächtet und verboten. Aus gutem Grund. Denn der Tod gehört zu unserem Leben genauso dazu wie die Geburt. Es geht dabei um Anfang und Ende, um ein vollständiges Leben. Sterben in Würde - und damit auch selbstbestimmtes Sterben, bedeutet mehr als irgendwann den Stecker zu ziehen. 

Früher starben die Menschen deutlich qualvoller (aus medizinischer Sicht), aber eben auch deutlich würdevoller. Der erkrankte oder eben alte Mensch starb zu Hause, umgeben und umsorgt von der ganzen Familie. Und die Fürsten meist noch vom ganzen Hofstaat. Niemand musste den letzen Gang allein antreten. Heute haben wir eine ausgezeichnete medizinische Versorgung, werden sehr viel älter und sterben meist einsam auf einer abgeriegelten Intensivstation. 

An dieser Stelle setzt dann immer die Diskussion um Sterben in Würde und Selbstbestimmtes Sterben an. Das ist aber zu spät. In Deutschland haben wir eine Fülle von gesetzlich geregelten und geschützten Möglichkeiten, um für unseren Tod Vorsorge zu treffen. Nur müssen wird das tun, solange wir noch dazu in der Lage sind. Allein über die Patientenverfügung lässt sich einfach und rechtssicher ein würdevoller Tod gestalten. Wenn wir alle solche Möglichkeiten nutzen würden, wäre dieser immer wieder aufkommende und fehlgeleitete Diskussion nicht nötig. 
Selbstbestimmt Sterben muss daher unbedingt grundlegend betrachtet werden. Natürlich kann man sich theoretisch vorstellen, ab welchem Schmerz oder Leid man lieber sofort sterben möchte. Doch jeder von uns unterschätzt dabei den ungeheuer großen Selbsterhaltungstrieb und Lebenswillen, der in jedem Menschen schlummert. Auch lebensgefährlich verletzte Menschen entwickeln im Angesicht des Todes diese Stärke und überleben - was ich aus eigener Erfahrung weiß. 
Wir müssen uns alle nur viel früher mit dem Gedanken an den Tod "anfreunden" und im Vollbesitz von körperlichen und geistigen Kräften entsprechende Verfügungen treffen. Dann rückt der Tod wieder dahin, wo er hingehört: ins Leben, als dessen Schlusspunkt, vor dem wir uns nicht fürchten müssen.

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