Mittwoch, 26. August 2015

Gestern Lampedusa, heute Kos

Alle Staaten der EU stehen in der Pflicht!

Wer jetzt immer noch glaubt, dass sich die Flüchtlingskrise (viele sehen gar eine Völkerwanderung) sich nach wie vor mit Nationalstaatlichen Mitteln lösen lässt, ist auf dem Holzweg. Das Ausmaß dieser Flüchtlingswelle überfordert letzten Endes den einzelnen Staat.
Bilder gestrandeter Flüchtlinge und hilfloser Inselbewohner, egal ob Lampedusa oder aktuell Kos, zeigen das überdeutlich. Europa muss endlich als Ganzes die Aufnahme der Flüchtlinge in Angriff nehmen. Die Aufnahme von Zehntausenden, die über das Mittelmeer flüchten darf nicht länger einzelnen Regierungen oder gar Bürgermeistern überlassen werden.

Das ist ungerecht, schändlich und dumm.
Ungerecht, weil aktuell nur fünf EU Staaten, ohne etwas dafür zu können, Ziel des gesamten Flüchtlingsstrom sind. Diese riesige Zahl von Verfolgten und Hungernden muss auf alle EU Staaten verteilt werden, wenn dieses Europa seinen eigenen sozialen und ethischen Standards Leben einhauchen will.
Schändlich ist, dass die aktuellen Bilder und Filmberichte von einer grausamen Notlage zeugen, denen aber nicht angemessen geholfen wird. Abertausende Menschen, darunter viele Kinder und Jugendliche, die in Europa wochenkang in brütender Hitze in provisorischen Zelten oder unter Bäumen leben und auf Almosen angewiesen sind, denen es an Wasser und Nahrung fehlt und denen keinerlei santitäre Anlagen zur Verfügung stehen. Das ist auf keinen Fall entschuldbar, es ist eine Schande.
Dumm ist, weil in den alleingelassenen, aufnehmenden Ländern die Stimmung umkippen kann. Das nutzt in Italien der "Lega Nord", in Griechenland der "Goldenen Morgenröte" oder in Deutschland der "NPD". Kurz gesagt, den rechten Rassisten. Und Länder, die sich jetzt der Hilfeleistung verweigern, wie z.B. Großbritannien - Stichwort Ärmelkanal, vergessen, dass sie schon bald selbst Hilfe brauchen können.

Ganz schlimm ist aber, dass dieser Notfall nicht plötzlich vom Himmel gefallen ist. Experten haben seit Monaten, teils Jahren vor dem massenhaften Ansturm von Flüchtlingen gewarnt. Deshalb steht ganz Europa in der Verantwortung - und zwar sofort. Es reicht aber nicht, mal eben ein paar Millionen nach Rom oder Athen zu überweisen und die dortigen Regierungen dann abarbeiten zu lassen.
Hier geht es um sofortige Nothilfe, wie nach einem Erdbeben, wo die internationale Solidarität immer wieder beeindruckend groß ist. Warum denn bitte nicht bei dieser Flüchtlingskatastrophe? Waru gibt es keine schnelle Eingreiftruppe, die den überforderten Ländern und Gemeinden mit Technikern, Ärzten, erfahrenen Krisen-KoordinatorInnen und Lebensmitteln hilft? Nur weil alle fürchten, mit echter Hilfe noch mehr Menschen zur Flucht zu motivieren? Wenn so ein Kalkül dahnter steckt, ist das mehr als zynisch. Sicher kann man in der EU über langfristige Antworten auf diese Flüchtlingskrise oder unterschiedliche Aufnahmekapazitäten diskutieren.
Doch das gibt uns allen nicht das Recht, diesen Menschen in Not die Hilfe zu verweigern.

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