Das Auswahlkriterium "vegan" ist eher als Willkür und unrühmlicher neuer Höhepunkt einer seit Jahren schwelenden Fehlentwicklung des größten deutschen Umweltfestes zu sehen. Wirklich vegan ernähren sich gerade mal 1,1 % der Bevölkerung in Deutschland, vegetarisch sind es maximal 10 %. Da frage ich (ketzerisch): möchten die Organisatoren*innen die Besucherzahlen beim Tag der Erde von mehr als 20.000 auf 2.200 reduzieren? Realistisch betrachtet kommen doch die meisten Besucher*innen auch deshalb, weil man an vielen Ständen leckere und durchaus auch ungewöhnliche Speisen in großer Vielfalt probieren konnte.
Doch dies ist nur ein neuer Höhepunkt in einer schleichenden Fehlentwicklung. Diese ging immer mehr hin zu Profiständen aus ganz Deutschland und dem angrenzenden EU Staaten. Zusammen mit der überproportional großen Präsenz einiger weniger heimischer Imbissbetreiber hat das schon länger zu einem Rückgang von Ständen geführt, die sich vor allem mit innovativen Umweltideen und -projekten befassten oder die ökologisch produzierte Pflanzen und Nahrungsmittel sowie Speisen anboten. Die Gebühren für einen Stand wurden Jahr für Jahr höher, dazu kommen immer weiter steigende Kosten für die Überprüfung durch das Gesundheitsamt. Es ist kein Gehimnis, das eine Reihe von kleinen Vereinen hier längst an ihre finanziellen Grenzen stoßen und nicht mehr teilnehmen können.
Eine Zäsur für die Auswahlkriterien für Standbetreiber wäre genau jetzt geboten. Ökologie, Nachhaltigkeit, Bio-Zertifizierte Produkte, Regionalität und kurze Wege sollten die Kernkriterien sein. "Vegetarisch" ist dagegen ein Ausschlusskriterium vor allem auch für die Besucher*innen. Die Zahlen sagen, dass man sich damit fast 90% der Besucher selbst beraubt.
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