Pro Woche eine Mail mit Aufgaben an die Schüler*innen
schicken. Danach abtauchen und warten bis „die da oben“ neue Signale
senden. Ganz ehrlich, liebe Lehrer*innen, nach sechs Wochen
geschlossener Schulen darf’s gerne deutlich mehr sein.
„Schön, dass
du deine Aufgaben geschickt hast“, schreibt der Englisch-Lehrer per
Mail. „Dafür bekommst du von mir die Lösungen. Vergleiche die bitte
selbst.“
„Ein erstaunlich hohes Niveau“, schreibt die Mathe-Lehrerin,
„es bringt aber nichts voneinander abzuschreiben. Die Lösungen findet
ihr im Anhang.“ Dass sie selbst korrigieren sollte, kein Gedanke dran.
Das
Chemie Projekt, an dem die Schülerin zwei Wochen hart gearbeitet hat,
wird so entgegen genommen: „Das könntest du besser machen. Mit
umweltfreundlichen Grüßen, Herr Z.“
Immerhin, die Deutschlehrerin
meldet sich per Telefon: “ Bis zum 4. Mai wird es wohl keinen Unterricht
in der Schule geben. Ich mach dann mal so weiter…“
So weiter machen? NEIN, bitte nicht!
Für die große Mehrheit der Schüler+innen gibt es keinen
Schulunterricht. Der Start ins „Homeschooling“ war holprig, aber das ist
noch ok. Ich stelle mir jetzt die Frage, wo wohl die Konzepte für die
nächste Folge Homeschooling bleiben, damit die Kinder und Jugendlichen
nicht mehr über fünf oder sechs unterschiedliche Kanäle daheim
unterrichtet werden müssen. Gibt es Pläne, mit denen nach Wochen des
„Dahin-Wurstelns“ die Schüler*innen wieder eine Struktur bekommen, die
ihnen neue Motivation gibt, sie raus holt aus der aufkommenden
Langeweile?
Sieht in zu vielen Fällen nicht danach aus.
Schulen brauchen eine Strategie
Viele „Homeschool-Lehrer+innen
bleiben deutlich hinter den schon niedrigen Erwartungen der Eltern
zurück. Klar gibt es Lehrer*innen, die ihre Schüler*innen jeden Morgen
über Zoom auf den neuen Tag einstimmen. Blöd ist, dass zu viele sich
schon seit Wochen tot stellen, mal ganz kurz auftauchen, Aufgaben
verteilen und anschließend wieder tagelang unerreichbar sind. Ich erlebe
Schüler*innen, die jeden Tag bei der Lehrkraft nach den neuen Aufgaben
fragen. Aber Lehrer*innen die nicht mal einen funktionierenden
E-Mail-Verteiler besitzen. Viele Lehrer*innen verstehen auch nicht, dass
es in sehr vielen Familien gar keinen Drucker gibt.
Kurz und knapp: wenn es so weiter läuft, steuern wir auf eine pädagogische und bildungspolitische Katastrophe zu.
Das Thema „Lernen mit Corona“ wird mich weiter beschäftigen. In den
letzten paar Tagen erklärten die Nachbarskinder, dass es doch schön
wäre, wieder mehr zusammen mit den Schulfreund*innen zu lernen. Wir
überlegen, ob man das nicht mit zwei Meter Abstand im Garten
organisieren kann.
Darauf freut Ihr Euch hoffentlich genauso wie ich.
Bleibt gesund und schaut nach vorne!
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